von Norbert Sahrhage
Hermann Pantföder, am 24. November 1896 in Rogätz, Krs. Wolmirstedt (Magdeburg), geboren, war bereits im Jahre 1925 der NSDAP beigetreten. Im Sommer 1929 hatte Pantföder seinen Wohnsitz nach Herford verlegt, wo ihm Gau-SA-Führer Viktor Lutze im September desselben Jahres die Führung der SA für den gesamten Regierungsbezirk Minden und die beiden lippischen Territorien übertragen hatte. Pantföder übernahm die Standarte 15 mit etwa 120 Mitgliedern in einer Phase, als sich die NSDAP von einer Splitter- zu einer Massenpartei entwickelte. In Folge zahlreicher Beitritte neuer SA-Männer musste die Standarte innerhalb kurzer Zeit mehrere Male geteilt werden, so dass Pantföder kurz nach der „Machtergreifung“ drei Standarten (174, 55, 15) mit jeweils über 1.000 SA-Männern führte. Bei den Kommunalwahlen am 12. März 1933 wurde Pantföder zudem für die NSDAP in die Herforder Stadtverordnetenversammlung gewählt.
Am 31. März 1933 starb Pantföder nachts um 3.45 Uhr bei einem Autounfall in der Nähe der Ortschaft Milse. Nach offizieller Lesart befand sich Pantföder nach einer dienstlichen Besprechung mit der Bielefelder Polizeiführung auf der Rückfahrt nach Herford. Bereits in den ersten Zeitungsberichten über den Unfall wird Pantföder zu einem „eifrigen Vorkämpfer“ der „nationalen Bewegung“ stilisiert, der „stets mutig und mannhaft für seine Ideale eingetreten“ sei.
Am 3. April 1933 fand in Herford eine große Trauerkundgebung zu Ehren Pantföders statt. Etwa 5.000 SA-Männer geleiteten – wie der »Engersche Anzeiger« formulierte – den „Kämpfer um Deutschlands Wiedererstehen“ zur letzten Ruhe. Der Leichnam war in der Halle des Herforder Rathauses aufgebahrt worden, am Sarg stand eine Ehrenwache. Zur Trauerfeier, die ebenfalls in der Rathaushalle abgehalten wurde, hatten sich neben den Verwandten Pantföders auch die örtlichen Honoratioren und die Vertreter der NSDAP sowie die oberste SA-Führung Westfalens eingefunden.
Im Anschluss an die Trauerfeier wurde der Sarg Pantföders zum Bielefelder Sennefriedhof gebracht. Der Leichenwagen war mit Hakenkreuzfahnen dekoriert. Dem Trauerzug gingen bekannte SA-Führer voran, u.a. Viktor Lutze. Auch NSDAP-Gauleiter Dr. Meyer war anwesend. An den Straßen, die der Zug passierte, standen Hunderte von Menschen. An der Herforder Stadtgrenze wurden für Hermann Pantföder drei Ehrensalven abgegeben. In Bielefeld fuhr der Wagen durch ein Spalier aus SA-Leuten, die ihren „hohen Führer“ hinaus auf den „stillen, einsamen Sennefriedhof“ geleiteten, wo die Einäscherung stattfand. Der Bericht des »Engerschen Anzeigers« endete: Die Urne mit der Asche Pantföders wurde dann am 5. April unter Anwesenheit einer Abordnung der Standarte 174 auf dem städtischen Friedhof in Herford beigesetzt.
In der Gemeinde Spenge wurde zur Erinnerung an Pantföder am 24. September 1933 auf dem Blücherplatz ein Pantföder-Gedenkstein eingeweiht mit der Inschrift „Dem Gründer der Standarte XV Hermann Pantföder 1896-1933. SA-Sturm Spenge. Sein Leben war Hitler“.Nach dem Zweiten Weltkrieg musste der Stein auf Anweisung der Besatzungsmacht von führenden örtlichen Nationalsozialisten auf dem Blücherplatz vergraben werden.
Quellen/Literatur:
Norbert Sahrhage, Diktatur und Demokratie in einer protestantischen Region. Stadt und Landkreis Herford 1929 bis 1953, Bielefeld 2005, S. 310-14.
Werner Freitag, Spenge 1900 – 1950. Lebenswelten in einer ländlich-industriellen Dorfgesellschaft, Bielefeld 1988, S. 485f.